Donnerstag, 20. Dezember 2018

Die Perchta

Göttin Perchta
Der Perchtenbrauch

Wie gestern versprochen, werde ich heute etwas zu dem Thema Perchten berichten. Oft wird die Frau Holle mit der Percht verglichen. Aber es sind unterschiedliche Wesen. Frau Holles Gefolge sind die Perchten. Es sind schaurige Wesen, nämlich die Geister der Toten, welche umherziehen. Als Perchten werden aber auch die Maskierten bezeichnet, welche diese Geister vertreiben. Es ist der Brauch, dass am Ende der Rauhnächte, nämlich in der Nacht zum 6.Januar im Alpenraum Männer in grausig anzusehende Kostüme schlüpfen und mit gruseligen Masken durch die Orte tanzen und toben und auch durch Gehöfte und Ställe. Eigentlich treiben sie das Böse ja aus, haben aber so eine derbe Art gegenüber Menschen, dass sie auch gefürchtet werden. Es gibt Schiachperchten = Hässlich und Schönperchten. Aber auch die sogenannten Schönperchten sind gruselig anzusehen.
Bei so vielen Geisterwesen, Seelen und Wesen aus der Anderswelt ist das Räuchern in Häusern und Ställen zum Brauch geworden. Der Rauch von Harzen, Kräutern und Weihrauch reinigt die Räume und vertreibt diese Kräfte nach draussen. Besonders am Tag der Heiligen 3 Könige, sprich am 6. Januar, also am Ende der Rauhnächte hat das Räuchern Tradition.

Text von unserer Schwester Vera

>>Ricky <<



Die Perchta

Vor langer, langer Zeit , begann Frau Percht in diesen dunklen Tagen vor der Wintersonnenwende über das Land zu ziehen. Ihre Aufgabe war es, den Menschen tief in deren Seele zu blicken und sie dort drinnen erkennen zu lassen, ob sie mit einem guten und wohlwollenden Herzen durch Leben gingen und ob ihr Verhalten und ihr Tun auch den großen Gesetzmäßigkeiten der Natur folgte.


Erkannte sie ein leuchtendes und liebendes Herz und damit einen Menschen, der Wohlwollendes in die Welt brachte und sich, seine Familie aber auch die Natur wertschätzte und achtete, dann wurde dieser belohnt. Erkannte sie in einem Menschen Gier, Neid, Hass und Missgunst und musste sie entdecken, dass dieser mit der Natur und anderen Menschen nicht liebevoll umging, dann bekam dieser seine Lektion und damit die Möglichkeit, rechtzeitig zu wenden und seinen Weg zu verändern.

So hatte sie wohl viel Arbeit in diesen Tagen und da diese alleine nur schwer zu verrichten war, kam sie mit ihren Helfern, die später einmal als ihr Gefolge bezeichnet wurden.

Einer ihrer Gefährten war der weise, gute und alte Mann aus der Natur. Er war die verkörperte Natur selbst und damit ihr männlich , göttlicher Begleiter. Er hatte einen Bart, manchmal war er so sehr verbunden mit den Kräften der Natur, dass es schien, als hätte er ein Hirschgeweih auf dem Kopf, und manchmal hatte er dies wohl auch.

Auch wenn man ihn nur selten sah, so war er immer an der Seite seiner Gefährtin. Er beschützte sie, begleitete sie und tauchte wie aus dem Nichts auf, wenn sie ihn brauchte. Nicht selten hatte man das Gefühl, dass er aus einem Baum heraus entstieg, aus einem alten Felsen, oder tatsächlich aus einem schlafenden Hirschen.

Während der dunkeln und kalten Tage war es für Frau Percht eine besonders große Hilfe, wenn er bei ihr war und mit ihr diesen beschwerlichen und arbeitsreichen Weg ging und so kam es, dass die beiden den Menschen zusammen erschienen.

Der grüne Mann trug eine Rute aus verschiedenen Hölzern bei sich. Sie galt einmal als Lebensrute, denn mit ihr berührte er das Vieh, aber auch die jungen Mädchen, um die Fruchtbarkeit zu fördern. Manchmal wurde mit ihr auch der Segen ausgesprochen und nicht selten eine Krankheit abgestreift.

Erst viel später, als die Erwachsenen den beiden nicht mehr selbst begegnen wollten, weil sie vergaßen, dass es in ihrer eigenen Verantwortung lag, wie sie ihr Leben lebten, stellten sie ihre Kinder vor sich auf und ließen diese belohnen, oder eben bestrafen.

Zu dieser Zeit waren es aber meist nicht mehr Frau Percht und ihr grüner Mann, die an den Häusern vorbei kann....die Menschen musste viele Gesichter und Geschichten erfinden, denn sie selbst hatten das BÖSE und das GUTE geboren.



Hüter der Irminsul S. & B.
28. November um 18:00 ·


Percht – Alpenländische Göttin der Anderswelt, der Zwischenreiche, Seelenführerin, Göttin der Rauhnächte, Anführerin der Wilden Jagd

Percht ist eine der lebendigsten Göttinnen Europas, deren Rituale in vielen Gegenden (wenn auch für viele nicht als bewusster „Göttinnen-Dienst) erhalten sind. Die Zeit der Percht sind die „Tage zwischen den Jahren“, also die Rauhnächte (auch Rauchnächte) zwischen dem 25. Dezember und 6. Januar.

Die (Ge-) Bärmutter

Percht ist eine der lebendigsten Göttinnen Europas, deren Rituale in vielen Gegenden (wenn auch für viele nicht als bewusster „Göttinnen-Dienst) erhalten sind. Sie ist eine, die vielleicht unheimlich wirkt. Respekt einflößend ist sie allemal, was sollte von einer großen Göttin auch anderes zu erwarten sein.

Die Tage zwischen den Jahren

Die Zeit der Percht sind die „Tage zwischen den Jahren“, also die Rauhnächte (auch Rauchnächte) zwischen dem 25. Dezember und 6. Januar. Kalendermäßig sind beim Übergang vom Mond- zum Sonnenjahr Zusatztage entstanden, die am Jahresende einfach drangehängt wurden.

Ein Jahr aus zwölf „Monaten“ in Mondphasen umfasst 354 Tage (ca. 29,5 Tage x 12 Mondmonate = rund 354 Tage). Zu dem bei uns gebräuchlichen Kalender des Sonnenjahres mit 365 Tagen fehlen also elf Tage, beziehungsweise zwölf Nächte. Von dieser Zeit wird allgemein angenommen, dass die normalen Gesetze der Natur außer Kraft gesetzt sind, und daher die üblichen Grenzen zu gewissen anderen Welten fallen.

Übergänge – Gefahr oder Chance

In diesen Tagen vollzieht sich ein Übergang, der Wandel vom Alten ins Neue Jahr, vom Herbst in den Winter, mit dem die Tage auch wieder länger werden. Übergänge werden immer als gefährlich, ja unheilvoll erlebt. Dennoch ist hier auch die Wende zur größten Chance, zum Sprung in das Neue.

Nicht von ungefähr wird vielerorts noch heute der Perchtensprung praktiziert. Übergange als Zwischenreiche werden fast immer als kritische Phasen empfunden, in denen die Menschen wie auch immer geartete Abwehr- und Schutzmaßnahmenbrauchen. Rituale, religiöse Handlungen, Zauber- und Bannsprüche bzw. die Bitte an eine höhere Macht haben hier Hochkonjunktur – auch heute noch.

Der Grenzbereich zwischen der Anderswelt und dem Alltag

Diese Zeit also ist der Wirkungsraum der alten Göttin Percht. Im alten Hexenglauben ist die Hexe die Priesterin der Göttin. Percht wird als eine der Urhexen angesehen, die auch als Hagazusa (die Zaunreiterin) im Grenzbereich zwischen dem Göttlichen, Übersinnlichen bzw. der Anderswelt und dem Alltag wirkt.

Als Eingeweihte überschreitet sie (symbolisch den Zaun) zwischen Gegenwart und Zeitlosigkeit, die in diesen Tagen besonders gut zu spüren ist. Die Percht wird oft als der Winteraspekt der Göttin Holla angesehen, die nun über die Welt zieht und dabei auch manchmal sichtbar und spürbar wird. Holla kennt den endlosen Kreislauf, kennt die Zyklenund ihre Gesetze.

Spinnstuben als Stätten von Weiberbünden

Dieser Kreislauf wird sehr gut durch die Tätigkeit des Spinnens wiedergegeben, bei dem sich das Spinnrad auch ständig dreht. Was gerade oben ist, ist gleich darauf unten um einen Augenblick später wieder den höchsten Punkt zu erreichen. Das Spinnen stand daher unter dem ganz besonderen Schutz der Percht und es gab eine Reihe von Regeln, an welchen Tagen die Spinnräder gedreht werden durften und wann sie stillstehen mussten.

Die Spinnstuben waren früher Stätten regelrechter „Weiberbünde“, die im Dienste der Percht standen und zu denen Männer keinen Zutritt hatten. Hier wurden wichtige Dinge besprochen, ausgehandelt, wenn man so will – Lokalpolitik gemacht. Und auch wenn sie nicht mehr physisch am Spinnrad sitzen, „spinnen“ viele Frauen immer noch – Ideen, Gedanken, Netzwerke …

All das im Sinne und unter dem besonderen Schutz der alten Muttergöttin Percht.

Die strengen Regeln der Percht – nicht spinnen, keine Wäsche waschen

Wichtig ist der Holla in Form der Percht vor allem, dass sich auch die Menschen, genauso wie die Pflanzen und Tiere den Gesetzen der Naturanpassen. Das bedeutet nun, in dieser Zeit der Percht, sich zurückziehen, zu regenerieren, Kräfte zu sammeln. Besonders bei Frauen legt Percht diese Regeln streng aus.

Nach den alten Perchtengesetzen darf in dieser Zeit nicht geputzt, gewaschen, gewebt oder gesponnen werden. Alle Räder sollen stillstehen. Was auch Räder an Fahrzeugen betrifft. Das fällt in dieser Zeit nicht so schwer – Lasten wurden mit dem Schlitten befördert, und dieser hat ja keine Räder.

Frauen, die jetzt am Spinnrad sitzen, denen verwirrt Percht die Wolle. Wer jetzt Wäsche aufhängt, kann sicher sein, dass Percht mit der Wilden Jagd durch diese durchfährt, sie zerreißt und möglicherweise noch schlimmeres Unglück über das Haus kommen lässt. Ein Brauch, der sich erstaunlicherweise in vielen Familien lange gehalten hat, auch ohne die Hintergründe zu kennen.

Percht kontrolliert, ob zu Beginn der Rauhnächte die Spulen abgewickelt, die Rocken leer gesponnen sind. Dies alles nicht, um die Frauen einzuschränken und zurechtzuweisen, denn Percht ist die Schutzgöttin der Frauen. Sie sorgt dafür, dass sie zur Ruhe kommen, nicht zuviel arbeiten – in dieser stillen Zeit zwischen den Jahren und auch sonst.

Der Hintergrund dieses Glaubens liegt vermutlich darin, dass dies wahrscheinlich die einzige Möglichkeit für die schwer arbeitende ländliche Bevölkerung war, einmal zur Ruhe zu kommen. Wäsche waschen war z.B. ja lange Schwerstarbeit und natürlich auch das Aufhängen und Abnehmen in der eisig kalten Zeit.

Daher scheint dieser Brauch etwas mit der Schonung (vor allem der Frauen) zu tun haben. Und aus diesem Grund machen diese Gesetze, auf die Frauen sich berufen können, durchaus Sinn. An die Percht wenden sich Frauen, die ausgebeutet und geschlagen werden, die überfordert, müde und ausgebrannt sind. Bei ihr holen sich wilde Frauen ihre Kraft.

Heutzutage hat Percht zwar nicht mehr so viele Spinnräder zu kontrollieren. In dieser stillsten Zeit des Jahres sind allerdings gerade Frauen am meisten gefordert. Was sich oft damit rächt, dass in der kalten Zeit, die ja noch kommt, allerlei Erkältungs-, und Erschöpfungszustände die Frauen erst recht zur nötigen Ruhe zwingen.

Percht ermuntert auch jetzt noch Frauen, die Rauhnächte als Zeit der Ruhe und inneren EinkehrErnst zu nehmen und die „Spinnräder“ der heutigen Zeit einfach einmal stillstehen zu lassen. All das macht also durchaus auch in unserer oft stressigen Weihnachtszeit Sinn. Einfach einmal 14 Tag gar nix tun!

Die Strahlende oder die Verborgene

Für die Herkunft des Namens Percht gibt es zwei Möglichkeiten. Entweder kommt der Name vom althochdeutschen „perath“ = leuchtend, strahlend, prächtig, glänzend (vergleichbar dem englischen Wort „bright“) oder aber vom althochdeutschen „pergan“ oder „bergan“ = verbergen, verborgen, verhüllen.

Diese beiden Auslegungen umschreiben Percht auch sehr treffend: Sie ist zum einen „Die Glänzende“zum anderen die „Verborgende“, die Totengöttin. Sie ist Gebieterin über Leben und Tod
und wer stirbt, wird von ihr gerufen. Wer leicht sterben will, ruft sie.

Die Ge-Bärmutter, die Bärgöttin und die Vogelgöttin

Vielerort wird die Percht auch Bärmutter oder Bermuada genannt. Dass hier nicht nur der Bär bzw. die Bärin sondern vor allem auch die Gebärmuttergemeint ist, liegt auf der Hand. Percht ist die Gebärende des stärker werdenden Lichts auch wenn alles ringsum noch in Dunkelheit und Kälte erstarrt und wie tot erscheint.

Sie ist die, die Leben bringt und gleichzeitig den Tod symbolisiert. Der älteste erhaltene Satz der menschlicher Sprache lautet:

«Bärgöttin und Vogelgöttin sind wirklich die Bärgöttin».

Dieses uralte Zeugnis menschlicher Sprache, findet sich auf zwei tönernen Spinnwirteln (Schwunggewichten einer Handspindel) und ist 7.000 Jahre alt. Diese wurden westlich von Belgrad am Südufer des Flusses Save gefunden. Einem amerikanischen Forscher ist es gelungen, diesen Satz in der Vinca-Schrift der alteuropäischen Kultur zu entziffern.

Was bedeutet er nun? Auch die Vogelgöttin, die ein Symbol für die totbringende Göttin ist, ist nichts anderes als die gebärende Göttin. Alles Ende ist nur die Geburt in eine neue Phase, in eine neue Realität.

Lebendige alpenländische Perchtenbräuche

Sehr deutlich kommen diese beiden Aspekte der Bärmutter Percht in den noch sehr lebendigen alpenländischen Perchtenbräuchen zum Ausdruck. Hier gibt es zum einen die „Schönperchten“, die mit allerlei glänzenden Zierrat, Spiegeln und „Flinserln“ ausgestattet sind, zum anderen die „Schiachperchten“, die gruselig und zum Fürchten sind.

Die Frau Percht selbst hat in diesen Umzügen auch immer zwei Gesichter – vorne die schauderhafte Teufels- oder Hexenmaske, während die Rückseite das wunderschöne, strahlenumkränzte Sonnengesicht präsentiert.

Als uralte Göttin der Zeit um die Wintersonnenwende repräsentiert sie beide Eigenschaften. Den bitterkalten, unbarmherzigen Winter, wo alles erfriert und stirbt. Gleichzeitig werden aber gerade jetzt, in den Rauhnächten die Tage wieder länger, das Licht ist zu Winterbeginn neu geboren, die Sonne nimmt wieder an Kraft zu.

Nicht umsonst hat die christliche Kirche die Geburt der Lichtgestalt Jesus auch genau auf diese Zeit fixiert. Den Kirchenvätern waren ja immer schon die Bräuche und Riten um die alte Göttin suspekt.

Daher stammt auch die erste handschriftliche Erwähnung der Frau Percht aus dem beginnenden 15. Jahrhundert just von einem Mönch. Diese befindet sich im Münchner Staatsarchiv und erzählt unter dem Begriff „superstitio“ (= lat. für Aberglauben) seitenweise von der „fraw Percht“.

Der Mönch beklagt die Unsitte der Bevölkerung, in den Rauhnächten für die Frau Percht und ihr Gefolge die Häuser zu säubern, zu schmücken und ihr Speisen aufzustellen. Auch stellt er einen Zusammenhang her zwischen der Frau Percht und der Personifikation der Sonne als göttliches Wesen, zu der zum Beispiel im Krankheitsfall gebetet wurde.

Nikolaus sollte von der „fraw Percht“ ablenken

Die Kirche setzte nun auf diese Tage jede Menge Feste, die von der alten Göttin ablenken sollten: den Tag der Heiligen Barbara am 4. Dezember, den Niklaustag am 6. Dezember, Weihnachten, den Tag des Heiligen Silvester und dann noch (zum offiziellen Ende der Rauhnächte) die Feier der Heiligen Drei Könige.

Interessanter Weise wird die Heilige Nacht auch Mutternacht genannt, was auf die Göttin hinweist. Auch die Gottesmutter Maria liegt nun nach anstrengender Reise und Geburt im Wochenbett und tut das, was die Göttin für diese Tage vorsieht, nämlich nichts, sie ruht sich einfach aus.

Die zarte Blondine Luzia oder die blutige Luz

Der Versuch der Kirche, die Percht selbst durch die heilige Luzia zu ersetzen, schlug allerdings fehl. Die Menschen wollten in den Rauhnächten nicht die zarte, heilige Blondine Luzia, die Retterin der verfolgten Christen, die Lichtbringerin im weißen dünnen Kleidchen.

Sie wollten – den äußeren Gegebenheiten entsprechend – die wilde Percht, die mit ihrer Kraft durch die Lande braust und mit den Winterkräftenringt. So wurde aus der heiligen Luzia die kindermordende „blutige Luz“, die Kehrseite der süßen, sanften Lichtbringerin, auch als Luzifer bekannt, jenem Gegenspieler Gottes, der interessanter Weise ja auch Licht bringt. (siehe auch: Lucina)

Orakel und Bräuche zu den Rauhnächten

Während der Rauhnächte ist also die Percht mit ihrer Wilden Jagd unterwegs. Das bringt zum einen Unbehagen und Furcht, zum anderen sehen die Menschen in ihr eine Beschützerin, die Haus und Hof für das kommende Jahr segnet. Auf Bauernhöfen wird in Haus und Stall geräuchert, es werden (speziell in der Nacht vom 31. Dezember auf den 1. Januar) Orakel befragt.

Allgemein verbreitet ist immer noch der Gedanke, dass diese 12 Tage das Wetter der kommenden 12 Monate anzeigen, die Träume der Nächte Hinweise auf die Themen der kommenden Monate geben (jeder Tag bzw. jede Nacht für einen Monat). Dies ist auch die Zeit, in der die wilden, lauten Feste beginnen, die an die Wilde Jagd erinnern. Die dabei oft maskierten Menschen symbolisieren das, was neben der normalen Alltagsidentität alles noch möglich wäre – in jener Anderswelt nämlich, die von Holla oder Percht regiert wird. Mit all dem macht sich die Urgöttin noch heute bemerkbar.

Ordnende und chaotische Kräfte

In bayerischen, österreichischen und Schweizer Dörfern ziehen die Perchten umher – maskierte und vermummte, lärmende und tanzende Gestalten, die von der Wintersonnwend an bis oft auch in den Februar (Fasching, Fastnacht, Karneval) hinein die Häuser und Höfe besuchen, um den BewohnerInnen Glück fürs neue Jahr zu bringen.

Gleichzeitig aber auch ein wenig Respekt vor den teils ordnenden, teils chaotischen elementaren Kräften einzuflößen, die die Kreisläufe des Lebens in Gang halten. Wenn die Gruppe der Perchten bei ihrem wilden Lauf einen Hof oder ein Haus erreicht, legt die Frau Percht mit ihrem Stab den Tanzplatz fest.

Sie dreht sich in alle vier Himmelsrichtungen und zieht mit dem Stab den magischen Kreis. So werden alle Himmelsrichtungen, alle Elemente und Jahreszeiten beschworen und um deren Wohlwollen im kommenden Jahr gebeten.

Die Nacht der Wunder

Die große Festnacht der Percht ist jene vom 5. auf den 6. Januar, die letzte der Rauhnächte, die im Volksglauben auch „Nacht der Wunder“ genannt wird. Jetzt verteilt sie ihre Gaben. Dieser Tag wurde früher Epiphanie = „Erscheinung“ genannt.

Die italienische Hexe „Bafana“ oder „Befana“ hat daher ihren Namen, der in alpenländisch abgewandelter Form wohl zu Percht, Berchta, Perscht etc. wurde. Im Tiroler Brixental kocht die Bäuerin am letzten Rauchabend nicht Nudeln, wie es an den vorhergehenden Rauchabenden Sitte ist, sondern Krapfen – d‘ Percht’nkrapfen. Krapfen gelten als altes Weihegebäck, die in ihrer runden Form an die Große Göttin erinnern.

In österreichischen und bayrischen Bauernhöfen werden in dieser Nacht der Frau Percht die „Sampermilli“ oder „Perchtmilch“ bereitgestellt, eine Segen bringende Festspeise, von welcher dann am Dreikönigstag die HausbewohnerInnen und Haustiere essen sollen, weil dies Fruchtbarkeit für das ganze Jahr verheißt. Heute nennt man diese Milch natürlich vielerorts nur noch „Drei-Königs-Milch“. Und nun löffeln sie die 3 Könige aus.

Besonders gerne hat die Percht und ihre JagdgesellInnen auch Bier. Viele Sagen erzählen davon, dass, wenn sie in dieser Nacht jemanden den Bierkrug wegnimmt und austrinkt, dieser sich das ganze Jahr immer wieder von Neuem füllt.

Die drei – gut erfundenen – Magier aus dem Morgenland

Heute kennt man diesen 6. Januar vor allem als Dreikönigstag. Diese drei (gut erfundenen) Magier mussten herhalten, um die Kraft der Percht zu verwischen. Denn die Geschichte, dass da weder Heilige, noch drei, noch Könige vor rund zweitausend Jahren nach Bethlehem kamen, ist ja nicht mehr besonders neu.

Im „Evangelium nach Matthäus„, mit dem das so genannte Neue Testament redaktionell beginnt, ist lediglich die Rede davon, dass „Sterndeuter (Magier) aus dem Osten“ gekommen seien (Mt 2, 1-12), von denen auch keine Namen genannt werden. Der Percht und den mythologisch-erfundenen Drei Königen gemeinsam ist das Leuchten. Die Sterndeuter sahen den hellsten Stern am Himmel und folgten ihm.

Die Percht kündigt in der Perath-Nacht, der „Nacht der Leuchtenden“ das neue Strahlen und Leuchten an, das die Zeit des Todes und der Dunkelheit beendet.

K x M x B – Initialen der heiligen drei Madln

Die orientalischen Könige (von denen wie schon erwähnt, keine Namen überliefert, sondern diese ihnen erst im 9. Jahrhundert n.u.Z. angedichtet worden sind) schreiben ihre Segenszeichen mit Kreide auf den Türstock: K + M + B – was im Volk als Kaspar, Melchior und Balthasar verstanden wird.

Die Kirche macht daraus zusätzlich noch „Christ + Mansionem + Benedicat“, „Christ schützt dieses Haus“.

Auch damit hat sich ein uraltes Ritual erhalten, das den Schutz der Göttin gewährleisten soll. Diese geht es auf die berühmten “ Heiligen Drei Madln“ zurück, die in vielen Kirchen vor allem in Süddeutschland noch zu sehen sind. Es sind dies die drei Heiligen KATHARINA, MARGARETHE und BARBARA – die drei weiblichen von den insgesamt 14 christlichen NothelferInnen. Interessant, dass sie genau die gleichen Anfangsbuchstaben wie die Morgenland-Weisen haben.

Als die drei Bethen (ein anderes Wort für sie ist „Perchten“) bildeten die drei mit ihren ursprünglichen Namen Ambeth, Wilbeth und Borbeth eine göttliche Triade als Erd-, Mond- und Sonnenmutter. Als Repräsentantinnen der Urmutter Percht schützt ihr K x M x B Haus, Hof, Mensch und Vieh.

Allerdings gibt es einen kleinen, aber be­deu­tenden Unterschied zu den Zei­chen der 3 Her­ren aus den Morgenland. Zwischen den Buch­staben finden wir hier nicht das Kreuz als Zei­chen des Todes „+“ son­dern das „x“ als Zei­chen des Lebens – die Ge­bärhaltung, wie wir sie z.B. auch von der russischen Wintergöttin Rozha­nitza ken­nen – das hoffnungsfrohe Öffnen hin zur Erde und zum Himmel.

Am Perchtentag übers Feuer springen

Frauen feiern heute den Perchtentag, in dem sie sich zu zwölft treffen und mit Wünschen für das kommende Jahr übers Feuer springen und sich von der Percht Kraft für das Kommende holen. Wird dabei eine Dreizehnte wahrgenommen, dann ist Percht höchstpersönlich dabei. Anschließend sind Feuerorakel im Perchtenfeuer besonders aussagekräftig.

Dazu denkt sich eine Frau eine wichtige Frage, auf die sie von der Göttin eine Antwort oder einen Hinweis erhalten will. Alle anderen Frauen halten ihre Gedanken einstweilen zurück. Dann beobachten alle, wie sich die Glut verändert, wie da und dort Flämmchen züngeln oder Rauch aufsteigt, welche Gestalten, Tiere, Gesichter sich in der Glut zeigen, wo Holz knackt und runterfällt, ob es knistert und zischt oder ob alles ruhig bleibt.

All das sind Hinweise der Percht, die von der Fragenden und allen anderen gedeutet werden können.

auch: Perchta, Perchtha, Perscht, Perschtl, Perahta, Perahte, Perchtlweibl, Perchtfrau, Perchtlmuada, Pertica, Per(ch)tiga, Sperchta, Bercht, Berchta, Brechta, Berchtel, Beri, Berhta, Berchtra, Beaschd, Bärmutter, Bermuada, Bechtli, Wildaberta, Königin Bert(h)a (in der Schweiz), Bachlpercht (im Salzburgischen), Gemachtpercht (in Tirol), Perchtlbaba (im Kärnterischen und Slowenischen), Befana oder Bafana (italienisch), Stampfe, Paxto-Stampfo, Schnabelpercht, Vogelpercht

Quelle: artedea.net

>>Ricky <<


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen